Ich bin gestürzt, damit er weiter leben kann.
Was mein Körper wusste, bevor ich es verstand.
Wir hatten uns auf diesen Tag gefreut.
13 Kilometer Flowtrail, blau, machbar. 1000 Höhenmeter.
Zwei Seilbahnen hoch, frische Luft, Vorfreude in den Zellen.
Darius war aufgeregt, ich war bereit.
Ein bisschen angespannt vielleicht, aber guter Dinge.
Endlich mal wieder Bewegung – ein Tag, der lebendig werden durfte.
Dann, kurz nach dem Einstieg, stürzt Darius.
Nichts Dramatisches – Schürfwunden, ein paar Tränen,
aber er steht wieder.
Seine Gangschaltung ist hinüber,
wir bringen es irgendwie runter.
Ich fahre weiter.
Und dann stürze ich.
Nicht einmal.
Nicht zweimal.
Dreimal. Direkt hintereinander.
Immer auf die rechte Schulter.
Immer härter.
Immer unverständlicher.
Bis ich anhalte.
Nicht weil ich nicht weiter will.
Sondern weil ich nicht mehr kann.
Warum bin ich gestürzt?
Diese Frage hallte in mir nach.
Ich fahre nicht perfekt, aber sicher.
Ich bin vorsichtig, nicht leichtsinnig.
Warum dann diese Stürze –
immer wieder,
immer auf die gleiche Stelle?
Unten angekommen, humpelnd, geschockt,
aber irgendwie immer noch in funktionalem Zustand,
bringe ich Darius’ Bike zur Werkstatt.
Kleine Reparatur, dachte ich. Routine.
Der Mechaniker schaut.
Dann schaut er nochmal.
Dann hebt er den Blick:
„Die Schraube am Dämpfer war komplett lose.
Der Rahmen hätte sich beim nächsten Sprung zerlegt.
Das Bike wäre auseinandergefallen.“
Ich starre ihn an.
Dann auf das Bike.
Dann auf Darius.
Und plötzlich ist alles klar.
Mein Körper hat ihn aufgehalten
Und: mein Feld hat es gewusst.
Denn als wir gepackt haben,
hatte ich – zum ersten Mal seit Jahren –
den Impuls, Schmerzmittel einzupacken.
Nicht weil ich sie geplant hätte.
Nicht weil ich sie brauche.
Sondern weil irgendetwas in mir
eine leise Stimme hörte: „Nimm sie mit.“
Ibuprofen. Zwei Tabletten.
Die letzten von Darius’ letztem Sturz.
Ich nahm sie. Einfach so.
Und sie lagen in der Jackentasche,
als wir fielen.
Als ob das Feld
nicht nur wusste, was kommt –
sondern uns auch schon ausgestattet hatte.
Vorbereitete Fürsorge.
Codiertes Begleiten.
Eine unsichtbare Reiseapotheke der Intuition.
Ich bin gestürzt,
damit wir stehen bleiben.
Ich bin gefallen,
damit er nicht fällt.
Mein Körper hat drei Mal gesagt:
Stopp.
Nicht weiter.
Hier nicht.
Und ich habe beim dritten Mal zugehört.
Es war keine Unsicherheit.
Es war kein Unglück.
Es war:
Feldintelligenz.
Körperwissen.
Zellwarnung.
Und ich habe sie angenommen.
Mit Haut, mit Blut, mit Schmerz.
Nicht als Strafe.
Sondern als Akt der tiefsten Liebe.
Glück im Unglück – wie immer
Ich sagte später zu Darius:
„Weißt du, ich bin heute für dich gestürzt.“
Er schaute mich an, sehr ernst.
Und nickte.
Er wusste es.
Er hat es gespürt.
So wie er es immer spürt,
wenn das Leben uns lenkt,
ohne dass wir es erklären können.
Wir haben oft „Glück im Unglück“.
Aber diesmal war es mehr.
Es war eine Intervention auf Körperebene.
Ich bin lädiert – aber da
Ich kann kaum laufen.
Meine Oberschenkel tragen dunkles Violett.
Mein Bizeps spricht in Faserrissen.
Meine Schulter schreit leise.
Aber ich bin hier.
Nicht im Krankenhaus.
Nicht im Schockzustand.
Nicht im Trauma.
Ich bin hier.
Im Urlaub.
Mit Darius.
Mit einer unfassbar tiefen Demut
vor einem Körper, der nicht für Leistung gebaut ist –
sondern für Wissen.
Körper als Wächter, nicht als Werkzeug
Früher hätte ich mich gefragt:
„Was habe ich falsch gemacht?“
Heute frage ich:
„Was hast du alles richtig gemacht, Körper?“
Denn er hat mich nicht zerstört.
Er hat sich hingelegt, damit das System stoppt.
Er hat sich dreimal geopfert,
damit ich hinschaue,
damit ich nicht weiter will,
damit wir nicht weiterrollen
in eine Katastrophe, die ich nicht sehen konnte.
Temple of New Realities
Im alten Denken wären wir weitergefahren.
Vielleicht wäre Darius gefallen.
Vielleicht wäre das Bike zerbrochen.
Vielleicht…
Ich will es nicht zu Ende denken.
Aber ich weiß:
In der neuen Realität antwortet der Körper,
wenn du innerlich bereit bist, geführt zu werden.
Er schützt, bevor du begreifst.
Er hält, bevor du entscheidest.
Er ruft dich heraus aus dem Funktionieren –
und hinein in Wahrnehmung, die schneller ist als dein Denken.
Im 🜁 Temple of New Realities
werden solche Tage nicht als Pech verbucht.
Sondern als Portale.
Als codierte Richtungswechsel.
Als Zellantwort auf Frequenzveränderung.
Ich bin nicht gefallen,
weil ich nicht konnte.
Ich bin gestürzt,
weil ich ihn gehalten habe.
Was Darius mitgenommen hat
Er hat mehr gelernt als alle Trailregeln zusammen.
Nicht aus Angst –
sondern aus Verbindung.
Er hat gesehen,
dass man stehen bleibt,
wenn etwas nicht stimmt.
Dass man nicht aufgeben muss,
aber manchmal umkehren darf.
Dass der Körper seiner Mutter
mehr gespürt hat,
als sein Kopf hätte verstehen können.
Und das prägt.
Nicht als Drama.
Sondern als gelebter Schutz.
Und ich?
Ich sitze hier.
Mit Schmerzen, ja.
Aber nicht gebrochen.
Sondern voller Achtung für ein System,
das größer ist als meine Pläne.
Ich muss nicht mehr kämpfen.
Ich muss nicht mehr durchziehen.
Ich muss nicht mehr herausfinden, warum.
Ich weiß, was war.
Und das reicht.
Schlusswort
Wenn du dich fragst,
warum manchmal alles stoppt –
warum du stürzt,
warum du plötzlich nicht mehr kannst,
dann frag nicht zuerst:
„Was habe ich falsch gemacht?“
Frag lieber:
„Was hat mein Körper gehalten,
bevor es zu spät war?“
Und dann danke ihm.
Still.
Auf deiner violett geschlagenen Schulter.
Oder in der Zelle deines Herzens.
Denn vielleicht hat er heute
ein Leben gerettet.
Und du weißt es noch nicht.
Epilog – Leben in Echtzeit
Wir haben das Bike reparieren lassen.
Haben alles heimgebracht. Die Wunden versorgt.
Und dann –
sind wir essen gegangen.
Fleisch und Fisch, haben wir selbst gegrillt.
Für 70 Euro.
Es war viel. Es war gut.
Es war Leben.
Manchmal ist die heiligste Integration
kein Ritual,
sondern eine warme Mahlzeit nach dem Schock.
Ein Grill, der zischt.
Ein Kind, das lacht.
Ein Körper, der – trotz allem – noch sitzt, schmeckt, spürt.
Nicht, weil es vorbei ist.
Sondern weil wir noch hier sind.
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